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Dauerausstellung

Vor- und Frühgeschichte an der mittleren Alz

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Garching an der Alz, das erst durch die Industrialisierung im 20. Jahrhundert eine wirtschaftliche Blütezeit erlebte, war bis in das 19. Jahrhundert ein kleines Dorf. Vor 4000 Jahren erlebte die Garchinger Region schon einmal eine besondere Blüteperiode, die mit Unterbrechung rund 1000 Jahre dauerte. An diese große Vergangenheit von Garching und seinem Umland will die Ausstellung des Museums Garching erinnern. Für die Jungsteinzeit der Zeit nach 4500 v. Chr. liegen erstmals Hinweise auf eine ständige Besiedlung der Alztalregion um Garching vor. Es sind dies Steinäxte von verschiedenen Plätzen. Die Böden im Alztal besitzen nur mäßige Qualität und sind daher für Ackerbauern nicht besonders anziehend. Somit ist davon auszugehen, dass die Leute, die sich hier ansässig machten, nicht in erster Linie neue Acker- und Weidegründe suchten. Wichtiger dürfte die Kontrolle eines Handelsweges entlang des Alztales gewesen sein.

Während der Handelsweg entlang des Alztales für die Jungsteinzeit nur vermutet werden kann, befand sich dann seit der frühen Bronzezeit, d.h. rund zwei Jahrtausende später, mit Sicherheit auf dem Margarethenberg eine der wichtigsten Wegekontrollstationen Südbayerns. Hier führte seit dem späten 3. Jahrtausend v. Chr. eine der Haupthandelsrouten vorbei, die die Bronze-Produktionsstätten im Nordalpenraum mit den Absatzgebieten in der Donauregion bei Straubing verband. Entsprechend der bekannten „Bernsteinstraße“ könnte man hier von einer „Bronzestraße“ sprechen. Von der damaligen Burganlage auf dem Margarethenberg, auf dem sich heute eine Kirche und ein Friedhof befinden, hat sich durch die Umgestaltung des Mittelalters und der Neuzeit zwar nichts mehr erhalten, doch belegen zahlreiche Funde, darunter zwei der außerordentlich seltenen Gußformen aus feinem Sandstein, die ehemalige Bedeutung dieses beherrschenden Platzes.

Lanzenspitze Bronze, ca 1000 v. Chr.

Von Hart a. d. Alz kennt man das Grab eines „Fürsten“ oder „Königs“ des 12. Jahrhunderts v. Chr., der einstmals der Herr der urnenfelderzeitlichen Burg auf dem Margarethenberg gewesen sein dürfte. Der hohe Stand des Verstorbenen zeigt sich darin, dass er mit seinem Repräsentationswagen verbrannt wurde, der mit zahlreichen Bronzeteilen verziert war. Weitere urnenfelderzeitliche Schwerter aus dem Garchinger Raum bezeugen Macht und Wohlstand der dortigen Oberschicht. Mit dem Aufkommen des Eisens am Ende der Urnenfelderzeit ging die Bedeutung des Bronze-Handelsweges über das Alztal sehr schnell zurück. Die Burg auf dem Margarethenberg verfiel. Kleine Landadelige, wie sie ein hallstattzeitliches „Häuptlingsgrab“ von Hart a. d. Alz für das 8.-6. Jahrhundert v. Chr. bzw. ein frühlaténezeitliches von Höresham für das 5. Jahrhundert kennzeichnen, waren nun die Führungsschicht der bäuerlichen Siedler.

Radbeschläge, Küchengeräte, Urnen und verschmorte Bronzeteile aus dem Fürsten-Wagengrab Hart (ca. 1200 v. Chr.)

Bajuwarisches Reihengräberfeld Garching a. d. Alz

Nach der römischen Eroberung Süddeutschlands (15 v. Chr.) wurde der Garchinger Raum wie das Gebiet östlich des Inns der römischen Provinz Noricum zugeschlagen. In dieser Zeit führte hier wiederum in Nord-Süd-Richtung eine Verbindungsstraße vorbei. Auf diese Straße beziehen sich römische Gutshöfe bei Höresham und Lohen, Gde. Tacherting, von denen die Ausstellung ebenso Fundstücke zeigt wie vom römischen Innübergang bei Ehring. Nach Abzug der Römer um 500 n. Chr. wurde Garching und sein Umland im 6. Jahrhundert von Bajuwaren besiedelt. Kennzeichnende Funde jener Zeit zeigt das Museum aus dem frühmittelalterlichen Friedhof von Garching.

Im Jubiläumsjahr 2006 erfuhr die archäologische Dauerausstellung eine interessante Umgestaltung und Erweiterung. Nach erfolgter Restaurierung konnten Fundstücke aus dem sogenannten „Lidlfeld“ in die Ausstellung integriert werden und erlauben einen noch intensiveren Einblick in die historischen Vorgänge in und um Garching.