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Fabrikarbeiter Wohnung

Geschichte

Im Herbst 2012 beschlossen die Verantwortlichen im Heimatbund, eine Fabrikarbeiterwohnung der Werkssiedlung der damaligen „Bayrischen Kraftwerke AG“ (BKW), später dann „Süddeutsche Kalkstickstoffwerke AG“ (SKW), in die Zeit des Erstbezugs im Jahr 1923 zurückzubauen.

Der Eigentümer Reinhold Tann stellte die Wohnung an der Turnstraße 1 dem Heimatbund gegen einen symbolischen Mietpreis und Erstattung der Nebenkosten zur Verfügung.

Nach dem Befund der Kirchenmalermeisterin Katrin Lampersdorfer und mit fachlicher und finanzieller Unterstützung des staatlichen Denkmalschutzes begannen im Spätherbst 2012 die Rückbauarbeiten. Die oberste Farbschicht der Decken und Wände wurde abgeschabt. Malermeister und Heimatbundmitglied Franz Pfundstein sorgte für fachgerechte Ausbesserung von Schäden im Mauerwerk und übernahm die Ausmalung entsprechend der von Katrin Lampersdorfer festgestellten ursprünglichen Farbgebung. Auch die Fußböden wurden wieder hergerichtet: Die nachträglich verlegten Linoleumböden wurden entfernt und, mit Ausnahme der Wohnküche, die vorhandenen Böden freigelegt.

Dank der Anteilnahme vieler Garchinger konnte die Wohnung im Stil der zwanziger Jahre möbliert werden. Der wichtigste Grundsatz war: Autentisch bleiben! So stammen auch viele Ausstattungsgegenstände aus Altbeständen von Dachböden und Kellern der Siedlung.

Für die Alztalgemeinde ist die gartenstädtische Werkssiedlung ein Denkmal ihrer Gründerzeit als Industriegemeinde: Eine sozial eingestellte Unternehmensleitung (Geheimer Regierungsrat Professor Dr. Nikodem Caro als Generaldirektor und Königlicher Baurat Karl Janisch als verantwortlicher Baudirektor) schuf 165 für die damalige Zeit geradezu luxuriöse Wohnungen für Arbeiter, Angestellte und leitende Angestellte. Wie bereits 1917 in Piesteritz (heute Stadtteil von Wittenberg) plante Otto Rudolf Salvisberg, ein Architekt mit besten Verbindungen zur Berliner Oberschicht, diese gartenstädtische Werkssiedlung. Sie galt als eine der schönsten ihrer Art. Abgerundet wurde diese soziale Großtat der BKW noch dadurch, dass selbst ein Schwimmbad, die Schule und später noch eine Turnhalle gebaut und der Gemeinde zum Geschenk gemacht wurden.

Gewohnt haben in den Arbeiterwohnungen die Fabrikler, die am Karbidofen in Hart a. d. Alz eine gefährliche und harte Arbeit zu verrichten hatten. Sie schufen mit ihrem Fleiß die Grundlage für den heutigen relativen Wohlstand der Gemeinde im mittleren Alztal. Es entsprach keineswegs einer romantischen Nostalgiesehnsucht des Heimatbundes, diese Wohnung zurückzubauen, sondern es war der Respekt vor diesen großartigen Leistungen, denen hiermit ein Denkmal errichtet wurde.

Am 9. Mai 2014 war es dann soweit, dass anlässlich einer kleinen Eröffnungsfeier die geladenen Gäste (vorwiegend die fleißigen Helferinnen und Helfer der Renovierungsarbeiten) eintauchen konnten in die Welt der 20er Jahre. Zukünftige Besucher erwartet daneben auch noch eine Foto-Dokumentation zum Siedlungsbau und der Arbeitswelt in der Carbidfabrik zur damaligen Zeit.

Geöffnet ist die Arbeiterwohnung am „Internationalen Museumstag“ (3. Sonntag im Mai), und am „Tag des offenen Denkmals“ (2. Sonntag im September) und darüber hinaus bei Bedarf für Gruppen nach vorheriger telefonischer Anfrage (Helmut Meisl 08634-8158 / Irmgard Schwarzenböck 08634-7675 / Peter Wolfmeier 08634-66065) oder Kontaktmail info@heimatbund-garching.de.

Interessierte Besucher können entlang eines Geschichtswanderweges mit 9 Stationen den besonderen Charme der Werkssiedlung kennenlernen. Der Startpunkt liegt an der Übersichtstafel am Rathauseingang Brunnenhof, dort liegt auch ein Flyer mit Übersichtsplan auf.
Zudem besteht die Möglichkeit, eine geführte Wanderung entlang des Geschichtsrundweges über den Heimatbund anzufragen.